Josef Frank und Oskar Wlach
Bereits in den frühen 20er Jahren stets an der Seite von Josef Frank – als Studienkollege, im Wiener Werkbund, dem Wiener Kreis, der Siedlerbewegung und später auch bei Haus & Garten – findet sich der um vier Jahre ältere Architekt Oskar Wlach.
Der von Oskar Wlach und Oskar Strnad geführten Ateliergemeinschaft trat Josef Frank 1913 bei. Einige Bauten verwirklichte diese Gemeinschaft gemeinsam, nach dem Ausscheiden von Oskar Strnad realisierten Frank und Wlach gemeinsam zahlreiche Projekte.
Als Höhepunkt der Zusammenarbeit von Frank und Wlach entstand 1929–1930 das Wohnhaus für Margarete und Julius Beer in der Wenzgasse – die „Villa Beer“.
In ihrer Zusammenarbeit scheint Wlach sich vor allem dem Bereich der Inneneinrichtung gewidmet zu haben, wobei eine gelungene Mischung aus Eleganz, Komfort und Behaglichkeit entstand. Das Erbe von Josef Hoffmann und Adolf Loos wurde von Frank und Wlach weiterentwickelt, ihr Schaffen ist als maßgeblicher Beitrag zur „zweiten Wiener Moderne“ zu sehen.
Gemeinsam realisierte Bauten
1913–1914 Haus Scholl, Wien 19, Wildbrandtgasse 3
1914 Haus Straus, Wien 19, Wildbrandtgasse 11
1923–1925 „Winarsky-Hof“, Wien 20, Stromstraße 36–38
1923 Haus David Löbel, Einrichtung und Gartengestaltung, Wien 13, Geylinggasse 13
1929–1931 Villa Beer, Wien 13, Wenzgasse 12
1931–1932 „Rosa Jochmann Hof“ Wien 11, Simmeringer Hauptstraße 142–150
1935 Haus Bunzl, Wien 19, Chimanistraße 18
Sowie zahlreiche Inneneinrichtungen in Wohnungen und Häusern
Prof. Dr. Josef Frank
15. Juli 1885 – 08. Januar 1967
Laut dem österreichischen Architektenlexikon zählt Josef Frank neben Adolf Loos und Josef Hoffmann zu den federführenden Protagonisten der „zweiten Wiener Moderne“ bzw. der „gemäßigten Moderne“, die ihre weltweite Nachwirkung bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts entfaltete.
Geboren 1885 in Baden bei Wien studierte Josef Frank von 1904–1908 Architektur an der Technischen Hochschule in Wien bei Carl König und Max Fabiani. Bereits Mitte 1910, noch vor seiner Promotion zum Dr.techn., erhielt er Aufträge für die Gestaltung von Ausstellungsräumen. Unter anderem entwarf er das Ausstellungsmobiliar für das Museum für Ostasiatische Kunst in Köln und Wohnungseinrichtungen. Bereits bei diesen Innengestaltungen wird deutlich, dass Frank seine ganz eigene Auffassung der Moderne hatte. Er wollte keine architektonisch entworfenen Räume erschaffen, die von den Gesetzen der Symmetrie und des Rhythmus bestimmt werden. Er versuchte vielmehr in seinen Entwürfen die Verbindung zwischen Architektur und Innenausstattung aufzubrechen, in dem er die Möbelstücke scheinbar zufällig in den Räumen platzierte, auf Vertäfelungen verzichtete und auf minimalistische Wandbehandlung setzte, die den Räumen erlaubte als mehr oder weniger neutrale Behälter zu dienen.
Frank wurde Mitglied im Deutschen Werkbund und 1912 Gründungsmitglied des Österreichischen Werkbundes, da er sich intensiv mit der Arbeiterwohnfrage auseinandersetzte und ein glühender Verfechter der Siedlungs- bzw. Gartenstadtbewegung war.
1913 trat er der Ateliergemeinschaft von Oskar Wlach und Oskar Strnad bei, die bis 1918 bestand. In diesen Jahren entstanden zum Beispiel die Häuser Scholl und Strauß in Wien und das Haus Bunzl in Ortmann.
1919 begann Frank seine Unterrichtstätigkeit an der Wiener Kunstgewerbeschule, die er 1926 beendete. Im Jahr 1925 gründete Frank gemeinsam mit Wlach und ursprünglich auch Walter Sobotka das Einrichtungshaus „Haus und Garten“. Es folgten Planungen von Häusern und Wohnungseinrichtungen, Entwürfe und Produktion von Möbeln, Lampen, Stoffen, etc. 1927 verwirklichte Frank sein erstes Projekt in Schweden, der Heimat seiner Frau Anna Regina, das Haus Claeson in Falsterbo. Im selben Jahr wurde Frank als einziger Österreicher zur Teilnahme an der Stuttgarter Werkbundsiedlung (Weißenhofsiedlung) eingeladen.
1929 erhielt er von Julius und Margarete Beer den Auftrag zur Planung der Villa Beer. Frank entwarf mit Wlach ein Gesamtkonzept inklusive Einrichtung und Gartengestaltung. Seine Gedanken zum Entwurf dieses Hauses veröffentlichte er unter dem Titel „Das Haus als Weg und Platz.“
1930–1932 entstand, parallel zum Haus Beer, unter der künstlerischen Leitung Franks die Werkbundsiedlung Wien.
Die politische Lage und die zunehmend antisemitische Stimmung in Österreich, bewogen Frank 1934 mit seiner Frau nach Schweden zu emigrieren. In Stockholm begann er seine Zusammenarbeit mit der renommierten Möbel- und Einrichtungsfirma Svenskt Tenn. Ab 1937 zog sich Frank auf Grund von Auftragsmangel aus der Bautätigkeit zurück und konzentrierte sich fast ausschließlich auf das Entwerfen von Möbeln und Textilien. Mit seinen Arbeiten für Svenskt Tenn erlangte er internationale Bekanntheit, insbesondere mit seinen Stoffentwürfen. Sein Design hat die schwedische Formgebung nachhaltig beeinflußt und sein Einfluß ist immer noch im international bekannten skandinavischen Designstil erkennbar. Svenskt Tenn produziert bis heute als wichtigster Bestandteil seiner Kollektionen Franks Entwürfe.
Im Jahr 1960 erhielt Frank den Preis der Stadt Wien für Design und 1965 wurde ihm der Große Österreichische Staatspreis für Architektur verliehen.
Josef Frank verstarb 1967 in Stockholm.
2005, zum 120. Geburtstag Franks, wurde an dem Haus in der Wiedner Hauptstraße 64, 1040 Wien, in dem er in den Jahren 1913–1934 in einer Dachgeschosswohnung lebte, eine Gedenktafel von der ÖGFA – Österreichische Gesellschaft für Architektur – angebracht.
Weiterführende Links und Liste der Arbeiten von Josef Frank:
• Architektenlexikon Österreich Josef Frank
• Nextroom – Josef Frank
Dr. Oskar Wlach
18. April 1881 – 16. August 1963
Oskar Wlach, der zu den maßgeblichen Protagonisten der „zweiten Wiener Moderne“ der Zwischenkriegszeit gehört, steht ein wenig zu Unrecht im Schatten seines Partners Josef Frank. Nicht zuletzt hatten er und Oskar Strnad schon einige Jahren zusammengearbeitet und gemeinsam Projekte realisiert, bevor der etwas jüngere Josef Frank sich 1913 ihrer Ateliergemeinschaft anschloss, schreibt das österreichische Architektenlexikon.
1881 in Wien geboren, studierte er, wie auch Josef Frank, an der Technischen Hochschule Wien, bei Karl König. 1906 schloss er sein Studium mit einer Dissertation über die Frührenaissance ab und war damit einer der ersten Absolventen der Technischen Hochschule, der einen Doktorgrad erhielt.
Danach begann er in Zusammenarbeit mit seinem Studienkollegen Oskar Strnad seine Tätigkeit als freiberuflicher Architekt. Gemeinsam beteiligten sie sich an einigen prominenten Wettbewerben und realisierten erste Häuser. Einige Jahre später (1913–1918) schloss sich ihnen Josef Frank an. Verbunden durch gemeinsame Ausbildung, künstlerische Positionierung sowie auch ihre jüdische Herkunft.
Während des Ersten Weltkriegs realisierte Wlach einige Projekte in Istanbul, wo er, auch noch nach dem Krieg, in der technischen Gruppe des Militärbevollmächtigten arbeitete.
1919 kehrte er nach Wien zurück und heiratete Klari Haynal (geb. Krausz).
Mitte der 20er Jahre gründeten Wlach und Frank die Einrichtungsfirma „Haus & Garten“, wobei ein jeder zur Hälfte beteiligt war. Wlach hatte die Funktion des Geschäftsführers inne. Die äußerst erfolgreiche Firma fertigte unzählige Wohnungseinrichtungen und war auch für Entwürfe von Stoffen, Möbeln, Gartenmöbeln und Gartengestaltung bekannt und beliebt.
Nach 1934, als Frank bereits nach Schweden emigriert war, führte Wlach „Haus & Garten“ alleine weiter und setzte auch seine Arbeit als Architekt fort. 1938 wurde die Firma arisiert. Wlach und seiner Frau gelang die Flucht in die Schweiz. Nach einer Zwischenstation in London emigrierten sie 1939 in die USA.
Dort stattete er gelegentlich Wohnungen aus, allerdings war die Auftragslage sehr schlecht. Anfang der 50er Jahre stellte er erfolglos einen Restitutionsantrag für die Firma „Haus & Garten“. Auch alle Versuche nach Österreich zurückzukehren, um hier an seine früheren Erfolge anzuknüpfen, blieben erfolglos. In den USA gelang es ihm nicht als Architekt Fuß zu fassen.
Wlach starb 1963 im 83. Lebensjahr in einem Altersheim in New York.
Weiterführende Links und Liste der Arbeiten von Oskar Wlach:
• Architektenlexikon Österreich – Oskar Wlach
• Nextroom – Oskar Wlach